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IndustrieModellierung & MBSE

Neue Lösungen im Systems Engineering: Da muss doch mehr gehen?

Bitte helfen Sie mir und stimmen ab: Stellen Sie sich ein System vor, dass Ihre Produktbeschreibungen liest und daraus ein verlinktes Glossar generiert. Und stellen Sie sich vor, Sie können auf dieses Glossar von jeder beliebigen Webseite oder Webanwendung zugreifen. Wäre das so nützlich, dass Sie es kaufen würden?
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In den letzten Jahren gab es einen wahren Sprudel an neuen Produkten aus allen Bereichen des Lebens. Neue medizinische Geräte, innovative Software, faltbare Smartphones, Nanobots aller Art. Doch in der Produktentwicklung und im Systems Engineering scheint davon noch nicht so viel davon angekommen zu sein, das ist zumindest mein Eindruck. Wir benutzen immer noch die selben Werkzeuge wie vor zehn Jahren, verglichen mit anderen Industrien gibt es vergleichsweise wenig neue Lösungen. Woran liegt das?

Ein möglicher Grund könnte die Größe des Marktes sein. Der Markt für Anforderungsmanagementwerkzeuge war 2020 weltweit lediglich US$ 800 Millionen klein. Der Markt für Marketingwerkzeuge, um nur ein Beispiel herauszugreifen, betrug hingegen US$ 44 Milliarden (2019). Vielleicht kein fairer Vergleich, aber aus Investorensicht nachvollziehbar.

Ein anderer Grund könnte der mangelnde Leidensdruck sein. Schließlich stellen ja nach wie vor viele Organisationen komplexe Produkte her. Wenn dann etwas schiefläuft, dann sind die Probleme selten auf der technischen Seite zu suchen.

Mehr Bedarf bei Menschen als bei Werkzeugen

Doch meine Vermutung ist, dass in der Produktentwicklung eine gewissen Werkzeug-Müdigkeit herrscht. Viele Organisationen wissen, dass sie methodisch hinterherhinken. Daher investieren sie lieber in Schulungen, Coaching und Consulting. Hinzu kommt, dass ein Werkeugwechsel in der Regel sehr teuer ist, da dies fast immer mit einer Datenmigration verbunden ist.

Die Investition in Menschen ist nachvollziehbar, da kompetente Leute schwer zu finden sind. Doch die Beratungsunternehmen haben das selbe Problem. Das wiederum bedeutet, dass eine Weiterentwicklung von Organisationen über Schulung, Coaching und Consulting teuer ist und ein gewisses Risiko bezüglich der Qualität besteht. Was tun?

MBSE

Model-Based Systems Engineering scheint aktuell eine Renaissance zu erleben. Das hat sicher unter anderem etwas damit zu tun, dass viele Organisationen die steigende Komplexität mit den bestehenden Ansätzen nicht mehr beherrschen können. Doch die Einführung von MBSE erfordert ebenfalls Schulung, Coaching und Consulting. MBSE macht nur Sinn, wenn zumindest eine gewisse Grundreife vorhanden ist und das Unternehmen die benötigte Durchhaltekraft (und strategische Ausrichtung) hat. Auch wenn die SysML v2 mit vielen innovativen Ideen bald kommt, warte ich noch auf neue Lösungen auf dem Markt, die sich vom Status Quo unterscheiden.

Künstliche Intelligenz

Ich untersuche schon seit einiger Zeit, ob der Einsatz von künstlicher Intelligenz hier einen weiteren Weg für neue Lösungen darstellt. Künstliche Intelligenz könnte, zumindest punktuell, den Coach an der Seite des Ingenieurs ersetzen. Damit könnte der Personalengpass für eine Weile entlastet werden. Allerdings beschränken sich die meisten KI-Systeme in der Produktentwicklung lediglich auf eine Bewertung der Anforderungsqualität. Das reicht nicht!

Wie könnte KI Systems Engineers effektiv entlasten? Oder ist das überhaupt möglich? Gern unten in den Kommentaren diskutieren!

Photo by AbsolutVision on Unsplash

Michael Jastram

Creator and Author of SE-Trends