Fünf Trends im Systems Engineering
Das Stevens Institute of Technology in New Jersey hat einen wunderschönen Blick auf die New Yorker Skyline. Es hat auch ein Programm in Systems Engineering. Vom Stevens Institute of Technology gibt es ein White Paper über die Fünf Trends, die das Systems Engineering transformieren, die ich im Folgenden kommentiere:
Systems Engineering wird als Karrierepfad an Attraktivität zunehmen.
Daran ist nicht zu zweifeln. Wobei die Frage ist, wie der Ideale Studiengang in Systems Engineering aussehen würde. Heinz Stoewer, ehemaliger INCOSE-Präsident, hat dazu Stellung genommen. Er hält es für wichtig, schon Ingenieurstudenten im Bachelor-Studium damit in Berührung zu bringen („über den Tellerrand schauen“); allerdings hält er einen Studiengang in Systems Engineering erst ab Master und PhD-Level für sinnvoll – das Thema ist einfach viel zu Umfangreich für ein Bachelor-Studium. Ich stimme dieser durchaus kontroversen Meinung zu. Dazu kommt übrigens, dass im angelsächsischen oft zwischen Bachelor und Master berufliche Erfahrung gesammelt wird, was insbesondere fürs System Engineering wichtig ist.
Systeme werden immer komplexer und anpassungsfähiger.
Auch hier eigentlich nichts neues. Interessanter ist hier eher, dass dies auch für entsprechende Nachfrage in ganz anderen Disziplinen sorgen wird, zum Beispiel im Rechtswesen, ganz abgesehen von ethischen, moralischen und politischen Fragestellungen. Hier finde ich eine andere Frage interessant: Wie lange skalieren die heute verwendeten Entwicklungsansätze noch? Der Trend zur modellbasierten Systementwicklung (MBSE) zeigt, dass wir neue Wege finden müssen.
Viele Produkte werden in der Zukunft zu Diensten (Services).
Eigentlich war es schon immer so: Menschen wollen keine Züge, Autos und Flugzeuge: Menschen möchten von A nach B kommen. Aber durch den Wandel der Technologien ist es plötzlich möglich, dies viel stärker auszuprägen. Ein gutes Beispiel ist Rolls-Royce, die in der Vergangenheit Flugzeugtriebwerke verkauft haben (Produkt), und heute Betriebsstunden verkaufen (Dienst). Bei diesem Trend wäre ich vorsichtig: nicht alles lässt sich gut in einen Dienst umwandeln. Die Gefahr ist eher, dass die Hardware zur Massenware wird, und die Dienste für die profitable Differenzierung sorgen.
Eigentlich offensichtlich, aber insbesondere an den Universitäten werden die einzelnen Disziplinen oft noch mit einer klassischen Silo-Mentalität gelehrt. Und daher lernen Berufseinsteiger oft erst im Arbeitsleben, wie die einzelnen Fachbereiche miteinander verzahnt sind.Inzwischen geht es nicht nur darum, Brücken zwischen den Disziplinen zu schlagen (cross-disciplinary), sondern die Disziplinen miteinander zu integrieren (trans-disciplinary). Einige Unis adressieren dieses Problem durch umfangreiche Semesterprojekte, die auch sehr motivierend für die Studierenden sind. Und ich habe die Hoffnung, dass dies durch bessere Werkzeuge für die modellbasierte Systementwicklung (MBSE) in der Zukunft auch stärker unterstützt wird.
Dieser Trend ist in Deutschland schon lange zu sehen, zum Beispiel im Automobilbau, wo es tausende von Zulieferern gibt, die in ihrem Bereich Weltklasse sind. Aber da ist es umso wichtiger, Systeme in einer Art und Weise entwickeln zu können, die zuverlässig und sicher mit Drittkomponenten funktioniert.