Warum Systems Engineering Mehrwert schaffen muss (Was ist eigentlich Mehrwert?)
Es gibt viele undankbare Jobs in Firmen, wie IT, Buchhaltung, oder Datenschutz. Diese laufen oft unter dem Namen „Cost-Center“ und sind undankbar, weil sie keinen direkten Beitrag zum Geschäftserfolg zu haben scheinen. So wird in manchen Firmen leider auch das Systems Engineering wahrgenommen. In diesem Artikel geht es darum zu zeigen, dass SE einen signifikanten Mehrwehrt schaffen kann (wenn es richtig praktiziert wird). Um das zu zeigen müssen wir allerdings erst definieren, was „Mehrwert“ überhaupt ist.
Apropos undankbarer Job: Die Formal Mind GmbH (und damit auch der SE-Trends-Blog) sind längst DSGVO-Konform. Es wird auch keine nervige E-Mail dazu geben.
Was ist Mehrwert?
Diese auf den ersten Blick „dumme“ Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ich nehme die Antwort vorweg. Mehrwert lässt sich in der folgenden Formel ausdrücken:
Mehrwert = Nutzen-für-andere × Qualität × Effizienz
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Diese Formel können wir nun auseinander nehmen:
Nutzen für andere: Beim Mehrwert ist es wichtig, die Außensicht zu berücksichtigen. Mit anderen Worten: Wer profitiert von dem Ergebnis? Ein konkretes Beispiel: Als Systems Engineer pflegen wir eine Traceability. Ob diese Arbeit einen Wert hat oder nicht hängt davon ab, wer diese Traceability nutzt. Ich habe Firmen gesehen, in denen ein Mitarbeiter in Vollzeit die Traces gepflegt hat. Dies wurde damit begründet, dass die ISO 15288 dies verlangt, die Traces wurden aber von niemanden genutzt.
Qualität: Je höher die Qualität, desto höher der Mehrwert – logisch. Um bei dem Beispiel der Traceability zu bleiben: Je schlechter diese gepflegt ist, desto geringer der Wert. Ein Anwendungsfall für Traceability ist zum Beispiel die Verfolgung von Änderungen. Eine gute Traceability gibt uns das Vertrauen, die Auswirkungen von Änderungen zu verstehen. Bei einer ungepflegten Traceability fühlen wir uns vielleicht doch genötigt, von Hand mehr als nötig zu prüfen.
Effizienz: Wer den Film Zoomania gesehen hat, der versteht, wie wichtig Effizienz sein kann. Wenn ein Faultier als Sachbearbeiter tätig ist, dann drückt auch das den Mehrwert gewaltig.
Das ist übrigens auch ein Grund, warum Werkzeuge wichtig sind: Im Systems Engineering ist es schwierig ohne Werkzeuge effizient zu sein. Und das führt dann wiederum zu einem geringen Mehrwert.
Mehrwert im Systems Engineering
Der erste Punkt – „Nutzen für andere“ – ist oft die größte Hürde. Denn Systems Engineering kostet Geld, und der Mensch mit dem Geld ist typischerweise am Geschäftserfolg interessiert. Argumente, die sich also nicht in der Form von Einsparungen oder höherem Umsatz/Profit erklären lassen, sind schwer durchzusetzen. Hier ist die Herausforderung, die Befähigung durch das Systems Engineering in Geschäftsziele zu übersetzen. Zum Beispiel:
- SE befähigt uns, schneller auf Änderungen zu reagieren. Damit bringen wir schneller die richtigen Produkte auf den Markt
- Wenn wir die Anforderungen an IEC 61508 (funktionale Sicherheit) nicht erfüllen, dann kann das im Schadensfall die Firma in den Ruin treiben. SE reduziert den Overhead für Compliance, bzw. macht diese erst möglich!
- Richtig praktiziertes SE macht die Produktentwicklung planbar, und sorgt dafür dass die Produkte im vorgegebenen Zeit- und Geldrahmen realisiert werden.
Der zweite Punkt ist Qualität. Um hier einen Mehrwert zu schaffen, müssen wir die Qualität messen. Das ist durchaus möglich. Um die Beispiele von eben aufzugreifen:
- Wir können messen, ob der Termin- und Geldplan eingehalten wird.
- Wie lange dauert ein Audit? Wie viele Durchfälle gibt es bei Audits?
- Gibt es Produkt-Recalls? Wie viele? Wie viele Schwerwiegende Bugs in der späten Projektphase?
Der dritte Punkt ist Effizienz. Zeit kann oft als Proxy für Effizienz benutzt werden.
- Wie lange dauert es, die Dokumente für Compliance zusammenzustellen?
- Wie viel Zeit verbringen Mitarbeiter mit Reviews?
- Wie lange dauert es durchschnittlich, bis ein Issue abgeschlossen wird?
Fazit
Ziele und Mehrwert sind nicht das selbe! Man kann seine Ziele erreichen, ohne irgendeinen Mehrwert geleistet zu haben. Denn Ziele sind nach innen gerichtet, Mehrwert nach außen.
Zum Mehrwert gehören neben dem Nutzen für andere auch noch Qualität und Effizienz.
Und allen Lesern ist sicherlich klar, dass diese Konzepte nicht nur auf das Systems Engineering angewendet werden können, sondern so ziemlich alle Bereiche der Arbeit – und vielleicht sogar darüber hinaus.
Bildquelle: Pixabay