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AnforderungenMethoden

Wer nicht fragt bleibt dumm!

Fragen ist wichtig – wir können schließlich nicht Gedanken lesen! Fragen stellen ist auch ein wichtiges Werkzeug bei der Erhebung von Anforderungen. In diesem Artikel gehe ich darauf ein, wie das Fragenstellen denn konkret realisiert werden kann.

Ein Weg zum Fragenstellen sind übrigens Umfragen. Ich habe schon öfter Umfragen durchgeführt und auch hier veröffentlicht, wie bspw. die Umfrage zu Modellierungswerkzeugen. Oder auch die Ergebnisse von anderen veröffentlicht, wie die Frage zur Bedeutung von Systems Engineering.

Und ich möchte diesen Artikel zum Anlass nehmen, meine Leserinnen und Leser zum Ausfüllen von einer Umfragen einzuladen. Das Ergebniss wird veröffentlicht, was für mich eine wichtige Voraussetzung zum Weiterleiten ist. Das Thema ist „Produktentwicklung: Stand der Praxis“ (Englisch). Schon mal vielen Dank fürs Helfen! Zur Umfrage >>

Aber nun zu der Frage, wie man im Projekt richtig Fragen stellt, um an gute Anforderungen zu kommen.

Richtig Fragen

Es ist leicht, falsch zu fragen: Ohne Vorbereitung zu Fragen ist keine gute Idee. Auch schlecht ist es zu Fragen, und das Ergebnis nicht zu nutzen (passiert leider viel zu häufig!). Auch zum falschen Zeitpunkt zu fragen kann ein Problem sein. Hier sind ein paar Richtlinien die helfen, richtig zu fragen.

Wie Fragen?

Eine Umfrage ist ein Weg zu fragen. Diese lässt aber keine Nachfrage zu, was im Gespräch möglich ist. Dieses kann persönlich oder telefonisch geführt werden, oder sogar als Chat oder E-Mail-Dialog. Das persönliche Gespräch erlaubt es, die Körpersprache mit einzubehiehen, das Telefonat immerhin noch den Sprachton. E-Mail (oder eine andere asynchrone) Technik sind hilfreich, wenn die andere Person wenig Zeit hat, oder in einer anderen Zeitzone lebt. Dafür dauert dann das „Gespräch“ entsprechend länger.

Fragen können synchron oder asynchron, einzelnen oder Gruppen gestellt werden. Twittern

Gespräche können auch in Gruppen durchgeführt werden, was dann je nach Ausrichtung eine Fokusgruppe oder ein Workshop sein kann (zu Workshops kann ich das Buch Workshops im Requirements Management sehr empfehlen).

Den Fragen kann auch ein Kontext gegeben werden: Zum Beispiel kann man einem Nutzer beim Arbeit über die Schulter schauen, und dann fragen, warum er das eine so oder so macht. Dann wird aus dem Fragen eher ein Zeigen.

Wen Fragen?

Gefragt werden sollten die Stakeholder, die hoffentlich ermittelt wurden. Dabei sind nicht alle Stakeholder gleich wichtig, und es ist durchaus akzeptabel, nicht alle Stakeholder (bzw. Repräsentanten aller Stakeholdergruppen) zu befragen. Das Risiko, eine Stakeholdergruppe auszulassen, sollte allerdings bewertet werden.

Es ist auch nicht ungewöhnlich, das selbst wichtige Stakeholder nicht zugänglich sind, aus welchen Gründen auch immer. Dann ist es wichtig, jemanden zu finden, der so einen Stakeholder zumindest einschätzen kann.

Was Fragen?

Die Ziele einer Befragung sollten klar verstanden und am besten schriftlich fixiert werden. Dann kann bei Erstellung des Fragenkatalogs darauf geachtet werden, dass auch alle Fragen zielführend sind.

In der Regel (aber nicht immer) sind offene Fragen zu bevorzugen. Offene Fragen können nicht mit Ja/Nein beantwortet werden und haben den Vorteil, dass der Befragte in dessen Antworten nicht eingeschränkt wird. Allerdings müssen offene Fragen auch von Hand ausgewertet werden. Wenn viele Menschen befragt werden, etwa über eine Online-Umfrage, dann bietet es sich an, Auswahlfragen zu stellen. Das erhöht in der Regel auch die Anzahl der Antworten.

Fragen müssen nicht in menschlicher Sprache beantwortet werden: die Antwort kann auch ein Bild sein. Twittern

Eine Antwort muss übrigens nicht unbedingt Schriftform haben: Eine Skizze oder ein Knetmodell können auch legitime Antworten darstellen.

Wann Fragen?

Es hängt von der Zielsetzung ab, wann gefragt wird. Grundsätzlich sollte so früh wie möglich gefragt werden, sobald ausreichend Information für die Frage zur Verfügung steht. Ein Extrembeispiel: Um eine Befragung zum Fahrgefühl durchführen zu können, muss zumindest ein Prototyp existieren, mit dem dieses bewertet werden kann.

Fazit

Es sollte nicht überraschen, dass Fragen stellen eine wichtige Aufgabe im Systems Engineering ist. Wenn jedoch nicht richtig gefragt wird, kann das zu Frust und schlechten Ergebnissen führen. Sich ein paar Fragen zu den Fragen zu stellen zahlt sich aus!

PS: Nicht vergessen: Ich freue mich über eine rege Teilnahme an der Umfrage „Produktentwicklung: Stand der Praxis (Englisch).“ Jetzt Umfrage beantworten >>

Bild: Saulo Mohana / Unsplash

Michael Jastram

Creator and Author of SE-Trends