Systemdenken: Die Sichtweise von Russell Ackoff
Systems Engineers denken anders! Da gibt es auch einen Begriff für, „Systems Thinking“, oder Systemdenken auf Deutsch. Russell Ackoff gilt als einer der Pioniere des Systemdenkens. Aber was genau ist Systemdenken?
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Was ist Systemdenken?
Systemdenken bedeutet, das Ganze zu sehen, und dabei die Teile wahrzunehmen. Systemdenken bedeutet zu verstehen, dass das Ganze mehr ist als die Summe der Teile. Es ist die Suche nach Eigenschaften, die in den Einzelteilen nicht zu finden sind. Es bedeutet auch, die Zustände des Systems zwar wahrzunehmen, jedoch auf die Prozesse zu achten, die damit realisiert werden. Auch zu erkennen, dass ein Teil des Systems selbst ein System ist, gehört dazu.
Successful problem solving requires finding the right solution to the right problem. We fail more often because we solve the wrong problem than because we get the wrong solution to the right problem. (Russell Ackoff)
In seinem Essay A Lifetime of Systems Thinking Russell Ackoff teilt er sechs Offenbarungen, von denen die folgenden drei das Systemdenken betreffen:
Drei Offenbarungen zum Systemdenken
- Das Verbessern der Teile eines Systems verbessert nicht unbedingt das System. Diese Offenbarung ist für viele nicht Intuitiv, ist aber einer der Gründe, warum selbst hervorragende Ingenieure mittelmäßige Produkte bauen. Das ganze beginnt schon ganz praktisch damit, dass die Teile zusammenpassen müssen. Um Ackoff’s Beispiel aufzugreifen: Wenn man versucht, den Motor eines Rolls Royce in einen Hyundai einbaut, wird das Ergebnis wahrscheinlich schlechter sein als mit dem Hyundai-Motor – wenn man das Auto dann überhaupt noch zum Laufen bringt.
- Probleme sind nicht nach Disziplinen geordnet. Effektive Arbeit ist disziplinübergreifend, und Probleme müssen ganzheitlich betrachtet werden. Aus praktischen Gründen sind Hochschulen nach Disziplinen geordnet, aber das bedeutet nicht, dass es sich mit der Natur auch so verhält. Statt dessen sind Disziplinen eher wie Blickwinkel, und Probleme müssen von verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Dazu passt auch das Zitat von Albert Einstein.
- Probleme müssen nicht gelöst, sondern aufgelöst werden. Mit anderen Worten, das System und dessen Umwelt müssen so angepasst und manipuliert werden, dass das Problem verschwindet. Dazu braucht man Menschenverstand und Forschertrieb – mit Ausprobieren oder wissenschaftlichen Ansätzen kommt man nicht unbedingt weiter.
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind. (Albert Einstein)
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Fazit
Systemdenken ist Gewohnheitssache, die man auf viele Bereiche des Lebens anwenden kann, nicht nur die Arbeit. Auch hier soll wieder auf das oben erwähnte Essay von Russell Ackoff verwiesen werden, in dem er Systemdenken in amüsanter Weise auf Gesundheitswesen, Schulsystem und Firmen anwendet. Interessierten sei auch der etwa monatlich erscheinende Ackoff Center Weblog ans Herz gelegt.
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