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Wie Corona das Systems Engineering verändern wird

Auch wenn dieser Blog einen technischen Fokus hat, so ist es aktuell praktisch unmöglich, Covid-19 – den Corona-Virus – zu ignorieren. Weiterhin ist es klar, dass Corona uns noch für Jahre beschäftigen wird. Das wiederum bedeutet, dass es sich dadurch unsere Gesellschaft nachhaltig verändern wird. Gesellschaftlich ist dies jetzt schon abzusehen. Doch wie wirkt sich dies auf das Systems Engineering aus?

Virtuelle Zusammenarbeit bekommt einen neuen Stellenwert

Systems Engineering ist eine soziale Tätigkeit. Daher werden wir mit Sicherheit einen Boom bei Technologien erleben, die auch aus der Ferne eine effektive Zusammenarbeit ermöglichen. Akut arbeiten viele Menschen von zu Hause. Natürlich werden Firmen versuchen, mittelfristig Mitarbeiter wieder ins Büro zu bekommen. Doch gleichzeitig werden Firmen auch erkennen, dass Heimarbeit Vorteile hat, und viele werden langfristig dabei bleiben. Abgesehen davon, dass es auch günstiger sein kann.

Doch damit wird auch der Bedarf an Technologien steigen, die dies ermöglichen. Das fängt ganz banal bei Konferenzsystemen wie Zoom und Skype an, und wird in manchen Ländern sicher auch „Big-Brother“-Dimensionen annehmen, um Mitarbeiter zu Hause zu überwachen.

Kommunikation wird Teil der automatisierten Arbeitsabläufe

Doch für Menschen im Systems Engineering sind Werkzeuge mit effektiver eingebauter Collaboration hier viel interessanter. Das hat vor Jahren gitHub schon sehr effektiv gemacht, indem verschickte Nachrichten Teil von Workflows wurden: Beispielsweise kann ich einen Bug auf „erledigt“ setzen, indem ich diesen beim Commit im Kommentar explizit erwähne. Moderne Werkzeuge ermöglichen Collaboration im Kontext. Sei es bei Jama, im Kontext einer Anforderung, oder bei OneShape, im Kontext eines Bauteils.

Industrien verschieben sich

Gerade Deutschland, mit 7% der Beschäftigten in der Automobilbranche, wird hart getroffen werden. Genauer gesagt, das ist jetzt schon der Fall. Wir sehen die Verschiebung von Reisen zu Online-Veranstaltungen. Dieser Trend wurde durch den Klimawandel schon in Bewegung gesetzt, aber er wird sich durch Corona drastisch beschleunigen. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Transport – von Waren, nicht von Menschen. Firmen in Transportsegment, die schnell umschwenken können, sind gut dran.

Besonders hart getroffen ist der Verteidigungssektor. Denn hier wurden über Jahrzehnte Strukturen etabliert, die das Arbeiten aus der Ferne so gut wie unmöglich machen. Das fängt schon damit an, dass viele Mitarbeiter keine Firmenlaptops haben, sondern nur im Büro mit den dort abgesicherten Desktopcomputern arbeiten können.

Corona beschleunigt die durch den Klimawandel in Bewegung gesetzten Verschiebungen

Gleichzeitig sehen wir jetzt schon eine erhöhte Nachfrage in bestimmten Bereichen der Medizintechnik – von Beatmungsgeräten bis hin zu automatisierten Schnelltests.

Die Chancen stehen gut, dass sich die Welt wieder normalisieren wird, wenn es Corona-Schnellstests und Impfschutz gibt. Doch die in Gang gesetzten Veränderungen werden wohl nicht zurückgedreht.

Experten haben es leichter

Experten sind auch heute schon gefragt. Durch die steigende Komplexität der Welt müssen Unternehmen oft Experten hinzuziehen. Doch in der Vergangenheit war dies oft mit viel Reiserei verbunden, da es bisher schwierig war, aus der Ferne effektiv zu sein.

Doch durch die aktuelle Krise steigt zum Einen der Bedarf an Experten, zum anderen wird die Akzeptanz von „Hilfe aus der Ferne“ steigen, da ja auch viele der eigenen Mitarbeiter nicht mehr vor Ort sind.

Es gibt ja bereits viele Marktplätze für das Outsourcing von Entwicklungsarbeiten, wie Upwork und viele andere. Diese werden sicherlich auch einen Boom erleben, da viele Unternehmen dringend Expertise benötigen, um mit der Krise umzugehen. Dies wird passieren, selbst wenn diese Unternehmen gleichzeitig Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, oder sogar entlassen, weil diese eben nicht die richtige Expertise haben.

Wer gute Anforderungen schreiben kann ist klar im Vorteil

Um solche Plattformen nutzen zu können, muss man natürlich das zu lösende Problem gut beschreiben können, also vernünftige Anforderungen haben.

Wer es kann, sollte sich überlegen, jetzt aus seinem Expertenwissen einen „Productized Service“ zu machen, also ein für den Kunden klar verständliches Dienstleistungspaket zu schnüren, das „fertig“ gekauft werden kann. Sehr passend dazu ist das kürzlich erschienene Buch von Maik Pfingsten, welches ich gerade lese.

Fazit

Wir sind aktuell in einer Krise, doch auch diese wird irgendwann ändern. Da dies jedoch Monate oder Jahre dauern wird, wird sie Spuren hinterlassen. Wir als Systems Engineers sind in der glücklichen Lage, dass wir zum einen gefragt sind und zum anderen recht gut aus der Ferne arbeiten können.

Photo by CDC on Unsplash

Michael Jastram

Creator and Author of SE-Trends