Machen statt reden: Der Tag des Systems Engineering (TdSE) 2021
Wie letztes Jahr findet der Tag des Systems Engineering (TdSE) 2021 diesmal nur virtuell statt. Auch wenn wir alle den persönlichen Austausch vermissen werden, so werden dadurch zumindest die Hürden der Teilnahme gesenkt: Keine Reisen, ein günstiger Preis, besonders für Studenten. Wir haben einen akuten Mangel im Systems Engineering, daher sind wir dringend auf den Nachwuchs angewiesen. Auch ich werde dieses Jahr am TdSE teilnehmen.
Die Tracks einer Konferenz sind ein gutes Stimmungsbarometer und zeigen, welche Themen aktuell sind. Dieses Jahr finden vier Tracks statt. Mit Abstand die meisten Vorträge gibt es im Track „Stories“:
Stories: Best Practices, Success, Change & Transformation
In diesem Track gibt es sage und schreibe zwölf Vorträge. Unklar ist, ob dies durch das Angebot getrieben wird oder durch den Bedarf. Im Programm sind sowohl Experten mit jahrzehntelanger Erfahrung im Systems Engineering, wie der Vortrag von Colin Hood. Vertreten sind aber auch große Konzerne wie :em und Dassault, sowie einige Berichte aus der Forschung. Klar ist, dass viele Teilnehmer Ihre Erfahrung mit der Gemeinschaft teilen möchten.
Für den hautnahen Austausch finden mehrere virtuelle systems.camps in gather.town statt, was Gespräche in kleinen Gruppen ermöglicht.
Unbedingt empfehle ich, zumindest kurz in das virtuelle systems.camp hineinzuschnuppern. Ich habe inzwischen schon öfter an virtuellen Treffen mit gather.town teilgenommen. Solche Systeme simulieren recht gut das lockere Treffen von Menschen und ermöglichen ad-hoc-Konversationen in kleinen Gruppen.
Collaboration & Agile Systems Engineering
Sieben Vorträge bietet der TdSE 2021 zum Thema Agilität und Zusammenarbeit. Dabei musste ich daran denken, wie sich Agilität in der Softwareentwicklung etabliert hatte: In der Software hat der traditionelle Ansatz (Wasserfall, etc.) einfach nicht funktioniert. Dadurch ist das agile Manifest entstanden.
Déjà vu: Nicht die Fehler der Softwareentwicklung wiederholen!
Ähnlich sehen wir, dass die traditionellen Ansätze im Systems Engineering an ihre Grenzen stoßen. Meine persönliche Meinung ist, dass Agilität sicher hilft, aber das Problem nicht nachhaltig lösen wird.
Digital Twin
Fünf Vorträge gibt es zum Thema des digitalen Zwillings. Auf diesen Track bin ich neugierig, da ich hier bisher wenig Erfahrung gesammelt habe. Ich bin skeptisch, weil ich nicht glauben kann, dass es heute schon ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis geben kann. Der Aufwand, ein ausreichend detaillierteres Modell zu erstellen und zu pflegen ist enorm. Das lohnt sich nur für wenige Industrien, wie die Luftfahrt. Und auch dort nur für wenige Unternehmen.
Insbesondere gibt es kostengünstigere Ansätze zum Digitalen Twin. Insbesondere denke ich da an verkürzte Iterationen in der Entwicklung, wie SpaceX es vormacht.
Technical Leadership
Ich war überrascht, nur zwei Vorträge zum Thema Führung auf dem Programm vorzufinden. Mein Eindruck ist, dass es sich inzwischen herumgesprochen hat, dass Systems Engineering auf der strategischen Ebene ansetzen muss, um nachhaltig zum Geschäftserfolg beizutragen. Nun ja, immerhin gibt es diesen Track.