Was bringt die SysML 1.6 Neues?
Wer sich mit MBSE beschäftigt, dem ist die SysML ein Begriff. Im Dezember wurde die Version 1.6 veröffentlicht, die ein paar nützliche Neuerungen bringt.
Im Folgenden geht es um eine kurze Zusammenfassung der Neuheiten. Eine etwas längere ist im lesenswerten oose-Blog zu finden, verfasst von Tim Weilkiens. Dort sind auch konkrete Beispiele mit Screenshots zu finden. Tim hat auch eine englischsprachige Zusammenfassung erstellt.
Evolution statt Revolution
Die 1.6 bringt eine handvoll kleinerer Änderungen, wie angepasste Textformatierungen, Bezeichner oder Schreibweisen, die aber am eigentlichen Inhalt nichts ändern. Das ist nicht verwunderlich, da die OMG auf vollen Touren an der Version 2.0 der SysML arbeitet. Auch darüber wird regelmäßig im oose-Blog berichtet (und wichtige Neuigkeiten natürlich hier).
Zu den kleineren Verbesserungen gehört auch, dass die Spezifikation der SysML nun viele Rahmenbedingungen in der Object Constraint Language (OCL) ausdrückt. Das ist sicherlich für Werkzeughersteller wichtiger als für den Anwender.
Teileigenschaften eines Blocks ohne Assoziationen
Diese Veränderung wird vielen die Arbeit vereinfachen: Oft sind Nutzer nicht an Block-Definitionsdiagrammen interessiert (BDD) sondern wollen lediglich wissen, aus welchen Teilen das System besteht (IBD). Diese Änderung macht die Assoziation optional, was die Arbeit erleichtert und auch das Modell vereinfacht.
Eigenschaftsspezifische Typen
Im oose-Blog erklärt Tim Weilkins an einem anschaulichen Beispiel, was eigenschaftsspezifische Typen sind: Dabei handelt es sich um eine implizite Typenzuweisung, die durch die Assoziation mit einem Objekt zustandekommt (und bei Auflösung der Assoziation wieder verschwindet). Dadurch kann man bspw. Eigenschaften erstellen, die nur in einem bestimmten Kontext vorhanden sind.
Die Eigenschaftsspezifischen Typen sind nicht neu, jedoch wurden sie etwas anwendungsfreundlicher gestaltet. Das Beispiel im Blog ist plausibel, allerdings kommt mir dies wie ein arg exotisches Feature vor, das nur wenige Anwender brauchen.
Konjugierte Ports
Schnittstellenmodellierung ist eine wichtige Anwendung der SysML – schließlich knallt es in der Praxis häufig bei den Schnittstellen. Schnittstellen sind normalerweise nicht symmetrisch, daher braucht ein Port eine konjugierte Schnittstelle – Ein Schloss wird nicht mit einem zweiten Schloss geöffnet, sondern mit einem Schlüssel.
SysML verbessert die Situation, indem nun, indem konjugierte Schnittstellenblöcke eingeführt werden.
Wann kommt SysML 2.0?
Sowohl im englischen als auch deutschen Blogartikel von Tim haben sich Diskussionen entfaltet, die zeigen, dass vieles in der SysML 1.x nicht optimal ist und im gesteckten Rahmen auch nicht nachhaltig korrigiert werden können. Genau das ist der Grund, warum an der SysML 2.0 gearbeitet wird.
Die Frage ist natürlich, wann kommt die SysML 2.0? Ein offizielles Datum gibt es nicht, aber der OMG-Prozess suggeriert, dass es frühestens Ende 2022 der Fall sein wird. Und wann die ersten Werkzeuge kommen ist dann die nächste Frage.
Nichtsdestotrotz, um die Komplexität moderner Systeme zu beherrschen benötigen wir Modellierung, und SysML ist in einer guten Position, die Modellierungssprache der Wahl zu werden.
Photo by Vadim Sherbakov on Unsplash