SaFAD: Automobilbranche sagt: Safety First beim autonomen Fahren

Die Sicherheit von autonomen Fahrzeugen wird hitzig diskutiert, seit Google im Jahre 2011 die Welt mit der Nachricht überraschte, bereits eine Viertelmillion Kilometer autonom zurückgelegt zu haben.

Nun haben mehrere Teilnehmer der Automobilbranche, darunter viele deutsche wie VW, Audi, Daimler und Continental, ein Whitepaper veröffentlicht, in dem sie klar Stellung nehmen: Safety First!

Das Whitepaper wurde über diverse Presseportale veröffentlicht (direkter Download). Inzwischen hat sich die Abkürzung „SaFAD“ etabliert, für „Safety First For Automated Driving“.

SaFAD ist in keiner Weise bindend. Karl Iagnemma, President von Aptiv, sagt dazu:

„Das Papier dient als Hilfestellung für die Entstehung einer Art Blaupause oder Vorlage für ein kohärentes und umfassendes Denken über die Sicherheit von fahrerlosen Fahrzeugen.“ (Quelle: Forbes)

Safety by Design

SaFAD ist weder herstellerspezifisch, noch soll es die bestehenden Sicherheitsstandards, wie ISO 26262, ersetzen. Statt dessen soll es höher ansetzen und ein gemeinsames Verständnis etablieren. Während die bestehenden Standards sich manchmal nur auf bestimmte Teilaspekte der Sicherheit beziehen, so soll hier ein übergreifendes Verständnis geschaffen werden.

Ein wichtiges Konzept dabei ist „Safety by Design“. Dabei wird Sicherheit nicht erst „nach der Entwicklung“ über Tests und Analysen nachgewiesen, sondern fließt schon „vor der Entwicklung“ ein und sorgt für ein von Natur aus sicheres Design.

Eigentlich sollte „Safety by Design“ eine Selbstverständlichkeit sein. Doch in der Praxis ist es oft erstaunlich (und erschreckend), wie häufig das nicht der Fall ist.

Verification & Validation

Das bedeutet natürlich nicht, dass Verification & Validation an Bedeutung verlieren, ganz im Gegenteil. Auch V&V ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Insbesondere stellen L3 und L4-Systeme die Entwicklung vor Herausforderungen, die neue Ansätze brauchen, wie bspw. statistische Nachweise (Challenge 1) oder Machine Learning (Challenge 5).

Wer ist dabei – und wer nicht?

Das Papier wurde von elf Firmen verfasst. Die Autoren sind namentlich auf Seite 3 aufgeführt. Es handelt sich um Aptiv, Audi, Baidu, BMW, Continental, Daimler, Fiat Chrysler, Here, Infineon, Intel, und Volkswagen.

Spannend ist natürlich auch die Frage: Welche Firmen engagieren sich aktiv im Bereich autonomes Fahrend und sind nicht dabei? Insbesondere Tessla und Waymo (Google) sind hochaktive Firmen, die nicht auf der Liste stehen. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Das Paper zumindest positioniert diese Initiative als komplett offen für alle interessierten Teilnehmer.

Fazit

SaFAD ist ein interessantes Papier, das sich klar an die Führung der Entwicklung richtet. Es ist technisch, ohne sich im Detail zu verlieren. Wenn es von den den entsprechenden Führungskräften verstanden und richtig umgesetzt wird, dann hat es durchaus das Potential, die Industrie positiv zu beeinflussen.

Ob das gelingt hängt davon ab, wie weit sich SaFAD als Rahmenwerk etabliert, ob es für ergänzende Standards hinzugezogen wird und wie offen und flexibel sich die Initiatoren zeigen. DAs sind viele „Wenns“, doch ich wünsche dieser Initiative viel Erfolg.

Bild: SaFAD

Michael Jastram

Creator and Author of SE-Trends